"Die Wesen sollen nicht versuchen das Chaos zu ordnen, sondern verhindern, dass überhaupt ein Chaos entsteht!" Sun Si Miao


Hufpflege

Hufe - entscheidend für ein längeres Pferdeleben!

Kaum ein Körperteil des Pferdes wird so unterschätzt wie der Huf.
Hufe sind das Fundament und zwar in vielerlei Hinsicht: die Hufe bilden die Basis für eine Aufeinanderfolge von Knochen und Gelenken, somit auch die Basis für das gesamte Skelett und vollständige Gewicht und die Bewegung des Pferdes. Eher unbekannt ist aber, dass jeder Huf direkt am gesamten Stoffwechsel beteiligt ist und Einfluss hat auf die Organe und das Wohlbefinden des Pferdes. Ein funktionierender Huf hat als "zusätzliches Herz" des Pferdes Einfluss auf die Herzkraft, also die Lebensdauer. Der gesunde Huf kann lebenswichtige Körperfunktionen wie z.B. die Entgiftung unterstützen.
Der Huf steht mit vielen Faktoren wie Haltung, Fütterung und Reitweise in Zusammenhang und muss in diesem Konzept als Gesamtes, und nicht einzeln, vom Therapeuten erfasst werden können.
Huferkrankungen wie Hufrehe, Hufrollenentzündung, stark deformierte Hufe und Zwanghufe, also zu kleine und enge Hufe, schmerzen und nehmen Lebensqualität.
Jede noch so unscheinbar aussehende unnatürliche Hufstellung kann Fehlhaltungen des Körpers verursachen und den Stoffwechsel einschränken. Verdauung, Haarkleid, Atmung und Verhalten können gestört werden, sind so aber auch im Umkehrschluss durch eine korrekte, individuelle Hufbearbeitung positiv zu unterstützen.

Es ist anzustreben, einen Huf herzurichten, der den natürlichen Hufmechanismus zeigt: die gesamte Hornkapseln spreizt sich unter dem Pferdegewicht beim Auffußen und das Blut "saugt" sich in den Huf. Beim Abfußen zieht sich die Hornkapsel ohne das Gewicht des Pferdes wieder zusammen und drückt das Blut aus den Beinen zurück in den Körperkreislauf. Dies allein ist eine enorme Herzunterstützung. Bei einem beschlagenen Huf ist dieser natürliche Blutumtrieb nicht mehr so ausgeprägt, da der Huf sich weniger spreizen kann. Hierzu ist das Video zum Hufmechanismus von Christopher Pollitt, 2008 interessant. Gute Durchblutung spürt man an "handwarmen" Hufen, besonders am Kronenrand deutlich zu fühlen. Beschlagene Pferde haben deutliche kältere Füße und damit kann sich das Verletzungsrisiko vergrößern. Auch der Heilungsprozess nach Verletzungen wird durch verminderte Durchblutung verlangsamt, teils sogar verhindert.
Aber nicht nur Hufeisen, auch unphysiologisch und unliebevoll ausgeschnittene Barhufe können einen verminderten Hufmechanismus aufweisen. Zu wenig Durchblutung der Füße kann den Gesamtstoffwechsel vermindern, vor allem aber das Hornwachstum verlangsamen und zu schlechter Hornqualität führen. Die mangelnde Festigkeit zeigt sich in Rissen, Ausbrüchen und Verformungen der Hornkapsel.
Wächst die Hornkapseln langsamer, kann das Pferd nicht ausreichend entgiftet werden. Das verbrauchte Eiweiß aus der Muskulatur u.a. Stoffwechselvorgängen wird z.T. in Horn umgewandelt. Das Pferd hat sozusagen 4 eigene Recyclingstellen an den Füßen, die bei der Umwandlung von Stoffwechselendprodukten unterstützen. Bei zu geringem Wachstum durch eingeschränktem Hufmechanismus müssen andere Organe wie Leber, Niere, Darm und Haut dies mit über nehmen. Diese Überlastung bleibt nicht ohne Folgen und ein kann negativer Wegbereiter sein für Husten, Darmprobleme und auch Ekzeme der Haut und brüchigem Langhaar und den derzeit vermehrten sogenannten "Syndromen" beim Pferd. Alles sind Stoffwechselerkrankungen und müssen über diesen auch wieder therapiert werden- das geht nicht ohne gute Hufe.
So unterstützt ein korrekt ausgeschnittener und damit funktionierender Huf die Behandlung von Sommerekzem, Dämpfigkeit, Kolikempfindlichkeiten, Equines Cushing, Taktunreinheiten und widersetzlichem Verhalten. Und ist natürlich die wichtigste Maßnahme Huferkrankungen direkt positiv zu unterstützen.
Vor allem bei Schmerzen im Bewegungsapparat sollte immer die Situation der Hufe eine große Rolle spielen, denn sie tragen entscheidend dazu bei, ob die Ursache behoben wird oder nicht.

Ein gesunder Huf hat wesentliche Funktionen, die das Pferd Gesunderhalten. Dazu zählen:

  • eine natürliche Stoßdämpfung beim Auffußen, die der Huf abfängt und so die Irritationen an den Beingelenken vermindern kann- das beugt Arthrosen, Sehnenschäden und Überbeinen vor.
  • Der Huf als Entgiftungshilfe und Ausscheidungsorgan von verbrauchtem Eiweiß
  • Herzkreislaufunterstützung als Blutpume der Gliedmaßen und so Entlastung der Herzkraft
  • Tastorgan zum sicheren Auffußen auf unebenem oder rutschigem Untergrund

All diese Funktionen können durch Hufeisen und nicht artgerecht, individuell ausgeschnittene Hufe stark eingeschränkt sein, was nicht ohne Folgen für die langfristige Gesundheit des Pferdes sein kann. Außerdem kommen ohne den Hufmechanismus direkte negative Auswirkungen dazu, indem das Pferd über die Hufe den Untergrund nicht mehr fühlt, verminderte Durchblutung, also auch weniger Wachstum hat, daher auch keine Stoffwechselunterstützung. Bänder, Sehnen und Gelenke werden überhaupt erst anfällig für Abrisse, Verletzungen und Verschleiß aller Strukturen. Nicht zu vergessen ist die Verletzungsgefahr, durch Tritte beschlagener Pferde für Tier und Mensch!

Die Zahl der Pferde die wegen Schmerzen im Bewegungsapparat in jungen Jahren erlöst werden müssen, steigt wahnsinnig schnell an. Das hängt neben der Haltung und Fütterung stark mit der Art der Hufpflege zusammen.
Was kann der Pferdehalter selber tun, um Huferkrankungen vorzubeugen und einen erkrankten Huf wieder zum gesunden Barhuf zu verhelfen?

Erschaffen Sie artgerechte Haltung in sinnvollen Offenstallgruppen mit dauerhaftem Heuzugang, naturbelassenem Futter und natürlich viel Bewegung auf verschiedenen Böden. Neben Weide, Sand und groben, runden Kies sollten gepflasterte oder anders gefestigte Bereiche zur Verfügung stehen. Wir können nicht erwarten, dass das Pferd Barhuf auf steinigem Waldboden trabt, wenn es nur in einer weichen Strohbox steht. Alles ist Training und Gewöhnung.
Es passiert nur selten, dass man einen schwer erkrankten Huf nicht rehabilitiert bekommt. Manchmal ist der Huf durch jahrelang Eisen und falsche Hufbearbeitung so stark geschädigt, dass eine stärkere Fühligkeit der Hufe auf hartem Untergrund bestehen bleibt.
Um diesen Pferden trotzdem eine komfortable Bewegung zu ermöglichen kann man für Spaziergänge oder Ausritte Hufschuhe nutzen. Sie sind eine gute Alternative zu Eisen, ohne den Hufmechanismus einzuschränken, auch für die gesamte Rehabilitationsphase.

In jedem Fall ist zur Gesunderhaltung und Wiederherstellung der Pferdehufe die aktive Mitarbeit des Pferdehalters gefordert. Pferdegerechte Bedürfnisse sollten in allen Bereichen geschaffen werden. Manchmal ist dazu ein komplettes Überdenken der bisherigen Handlungsweise erforderlich. Aber auch kleine Veränderungen haben erstaunlich positive Auswirkungen auf unsere Pferde!

Zur Orientierung hier einige Faktoren zum Grundbedürfnis des Pferdes:

  • sie sind an wechselnde Temperaturen und Klimaschwankungen gewöhnt, also sollte das Scheren und Eindecken, nicht alter oder kranker Pferde, überdacht werden
  • Pferde brauchen dauerhafte Frischluft und Sonnenlicht auf dem Fell
  • ca. 15 km Bewegung am Tag in freier Wildbahn auf unterschiedlichen Böden
  • natürliche Körperhaltung mit vorwiegend gesenktem Kopf
  • 24 Stunden freie Futteraufnahme mit saisonbedingter Nahungsvielfalt
  • Verzichten Sie ganz auf Futter mit synthetischen Zusatzstoffen und Mengen an Getreide; Überdenken Sie chemische Maßnahmen zur Parasitenregulation, nutzen Sie stattdessen gesunde Alternativen.
  • natürliche, korrekt ausgeschnittene Barhufpflege durch einen professionell ausgebildeten Hufpfleger/in mit Erfahrung von Problemhufen
  • keine Verwendung von dauerhaftem Hufschutz; besser: vorübergehend Hufschuhe.
  • tägliche Hufbäder mit Wasser. Verzichten Sie auf Öle und Fette, es verhindert das Feuchtigkeit von außen in die Huflamellen ziehen kann und schließt den Huf ab; Feuchtigkeitszufuhr ist für das Horn aber enorm wichtig, um elastisch und nicht zu brüchig zu werden.
  • lebendiger Sozialkontakt in sinnvoll zusammengestellten Herden
  • Fütterung von gutem Heu; keine Silage

So kann man viel Besserung erzielen, indem die aktuellen Lebensbedingungen des Pferdes so nah wie möglich an die natürlich notwendigen Vorgaben angepasst werden. Denn, ein guter Stoffwechsel kann besseres Hufhorn erzeugen und verkürzt die Rehabilitation.
Für eine Einschätzung der Situation Ihres Pferdes schaue ich mir gerne alles vor Ort an. Da eine Umstellung vom kranken zum gesunden Huf sehr intensiv ist und kurze Schneide-Intervalle benötigt, ist es mir leider aus zeitlichen Gründen nicht mehr möglich, neue Hufpflege -Patienten anzunehmen.
Termine für eine tierheilpraktische Behandlung oder dem Hundetraining sind jederzeit möglich.